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Befreiungsschlaganfall oder Sie wechselt den Partner Ein böses Bubenstück
Thema des Stückes: Plötzlich und ohne jede Vorwarnung trennt sich eine Frau von ihrem Partner, der ihr treu ergeben ist. Abnutzungserscheinungen in der Ehe? Unzufriedenheit mit dem Leben? Überdruss und Langeweile? Übermut? – Und andere Frauen haben es ihr immer wieder vorgemacht, oder zumindest empfohlen: Ehebruch als modisches Gesellschaftsspiel! Natürlich hofft jede, sich enorm zu verbessern. Die ungestillte Sehnsucht nach großem Glück, wo das Leben permanent bezaubernd wie im Märchen ist, und die Erkenntnis, dass der derzeitige Partner diesen Himmel auf Erden nicht ununterbrochen bieten kann und will, verführen zu dem Fehlschluss, der bisherige Partner sei eben der „Falsche“ und sowie dann ein Mann erscheint, der vielleicht der „Richtige“ sein könnte, wird die Ehe beendet. Männer werden so zu reinen Gebrauchsgegenständen und schnell verschlissenen Konsumartikeln; die Verantwortung und Fürsorge für ihre Kinder, denen die Frau ursprünglich eine gute Mutter hatte sein wollen, reduzieren sich auf ein Minimum – die Kinder werden zu Haustieren, die irgendwie mitlaufen. Wie Ehemann und Kinder ihren Kummer und die enormen Veränderungen in ihrem Leben verkraften und bewältigen, spielt für die Frau keine Rolle. Freilich bedarf solch familienfeindliches Vorhalten eines ideologischen Überbaus, eines –ismus, in dessen Namen die Frau trotz etwaiger Bedenken unbeirrt weiter handelt: Selbstbefreiung, Emanzipation, Weiterentwicklung der Persönlichkeit, Selbstbehauptung, Streben nach Authentizität, GANZ ODER GAR NICHT heißen hier die meist bemühten Zauberworte, und zum symbolhaften Zeichen ihrer Emanzipation (und um sich von den noch nicht „befreiten“ Geschlechtsgenossinnen zu unterscheiden), lassen sich die Frauen die Ohren abschneiden und oben auf der Stirn wieder ankleben: Die Ehebrecherin als Trendsetterin, Modeschöpferin und Prophetin, die nach erfolgreich bestandener schönheitschirurgischer Mutprobe nun weitere, ja am liebsten alle Frauen für die große neue Idee zu gewinnen hofft.
Sprachliche Mittel: Die Dialoge zwischen Mann und Frau bedienen sich einer konsequent durchgehaltenen neuartigen hölzernen Kunstsprache, deren Befremdlichkeit die Entfremdung zwischen den Ehepartnern verdeutlicht, jene Fremdheit zwischen Mann und Frau, die trotz aller Gemeinsamkeiten ja doch von Natur aus so unterschiedlich sind, dass sie einander kaum wirklich verstehen können. Haben sie beim Erleben ihrer Liebe einander und sich selbst nur etwas vorgemacht? Die Sprache, mit der die Protagonistin mit ihrer besten Freundin redet, kontrastiert mit der Kunstsprache zwischen Mann und Frau: hier ist alles einfach, schlicht, ungekünstelt bis hin zur Trivialität; der reduzierte Sprachduktus liest und spricht sich wie ein Opernlibretto, klingt selbstverständlich und „wie geschmiert“: das unkomplizierte Einvernehmen zwischen den zwei Frauen schafft Intimität und Nähe, was beide zu Komplizinnen gegenüber Männern macht. Erst als der vermeintliche gemeinsame Feind (der Ehemann) besiegt und beseitigt, die Ehe kaputt ist, die zwei Frauen zusammen wohnen und ihre „dicke“ Freundschaft auf den Prüfstand kommt, zeigt sich deren Brüchigkeit: Die Ehebrecherin, die sich in all ihrem Tun auf ihre Busenfreundin verlassen hatte, wird nun von dieser verlassen; die Freundin und der verlassene Ehemann versuchen eine Beziehung anzufangen, wenn auch ohne die anfängliche Euphorie und Blindheit Frischverliebter, und das Stück beginnt (in Kunstsprache) von vorn.
Bezug zu Eugène Ionesco: Inspiriert durch Eugène Ionescos Jacques ou la Soumission, geschrieben 1950, uraufgeführt 1955 in Paris, ein Stück, das mit einer Heirat endet, schrieb der Autor im Jahre 2003 ein bislang noch unaufgeführtes Bühnenwerk (Titel: Jacques, Kleingartenzoo und Fauäffäll oder Die Leiden der jungen Väter), in dem man erfährt, wie es mit Jacques und seiner Frau Roberte nach der Geburt des ersten Kindes weitergehen wird: Hatten zuvor die Eltern von Jacques den rebellischen Trotz und die Widerstände ihres Sohnes gebrochen, so ist nun die emanzipierte Roberte ihrerseits bestrebt, Jacques an die Bedürfnisse ihrer jungen Familie anzupassen. Dabei werden die von Ionesco angelegten Hauptrollen übernommen und in ihrer klischeehaften Überspitzung weitergeführt: Die starke Roberte weiß genau, was sie will – der schwache Jacques hingegen weiß nicht genau, was er selber will, und lässt sich daher immer wieder durch gesellschaftliche Konventionen und Robertes Ideen von Eheglück in Dinge hineindrängen, die ihm eigentlich widerstreben.
Befreiungsschlaganfall nun erzählt das von Roberte herbeigeführte Ende ihrer Ehe mit Jacques – eine Fortsetzung, die auch einen autobiographischen Hintergrund hat. Wie bei Ionesco sind die Rollen allesamt keine Identifikationsmodelle, sondern grotesk überzeichnete Karikaturen, die viel Raum für komödiantisches Spiel bieten. Befreiungsschlaganfall ist eine schwarze Komödie, die auch die tragischen Aspekte des Trennungsprozesses nicht verschweigt – ein tragikomisches Psychodrama, das Elemente auch des absurden Theaters und der Farce miteinbezieht.
Aufbau des Stückes: Von den 18 Szenen sind drei (Szene 2, 10 und 14) reine Monologe („Intermezzi“) – alle übrigen Szenen sind Dialoge zwischen jeweils zwei Figuren. Ein zusätzlicher Kontrast ergibt sich durch die zwei Terzette („Interludien“), die auch zwischen anderen Szenen als vorgeschlagen plaziert oder in längere Szenen eingeschoben werden können. Sie bestehen ausnahmslos aus Zitaten, die sich sowohl auf das Thema des Stückes als auch direkt auf den Standpunkt der jeweiligen Figur beziehen, die das Zitat spricht.
Textauszug aus Szene 8: Jacques : Alles versuchte Jacques dir immer rechtgefällig zu machen: Geliebte, nenn mir nur schnell deine heimlichsten Wünsche, begehrt ihr Herzchen sonst noch was? Und schon stürmt Jacques davon, sie alle zu erfüllen, alle und noch andere … Sein eig’nes Streben und Verlangen aber, das stellt er selbstlos hintenan. Roberte : Das macht doch jeder. Jacques : Alle Geduld, die Jacques für dich geaufopfert hat, alle Liebesmaßnahmen, all sein Eifer und Elan, bis die Zähne schmerzten – alles vergebliche Überanstrengungen? Roberte : Ich kann mich dir nicht mehr mit Hingabe hergeben. Jacques: Wir haben einander doch immer aufgeehrt und obergeachtet, haben warmfühlenden Nahverkehr hochgehandhabt. Roberte: Davon müssen wir auch hinfort nicht ablassen. Wir können weiteratmen als vertrauliche Wegtrabanten. Jacques: Ist das nicht der grundstärkste Unterbau für zukünftiges Liebesglühen? Roberte: (verächtlich) Aber doch nur kalte Asche gegen das Loderfeuer meiner neuen Brandleidenschaft! Jacques: All mein Seelenbeleben habe ich immer nur dir offenbart, mein Treuherz immer nur dir ausgeschüttet, meine Anbetung nur dir geweiht, dir, dem Mittelzentrum meines Erdendaseins. Roberte : Das braucht mich nicht aufzukümmern. Jacques : Ich kenne dich nicht wieder. Du warst immer so warmreizend, so hilfsorglich. Roberte : (geheimnisvoll) Auch dich habe ich mal angeschmachtet. Jacques : Aber jetzt darf ich nur noch dein Fußtrittabtreter sein? Roberte : Lass dich doch auch von funkelnder Freudigkeit erfüllen, dass auch für dich eine taufrische Neuartigkeit anbricht! Jacques : Vom Glück ins Unglück? Vom Angenommensein zum Abgelehntwerden? Der aussortierte Liebespartner, urplötzlich abgestoßen, weg mit ihm, danke, es reicht, Schluss mit lustig – sind das die Neuartigkeiten, die Jacques behochjubeln soll? Roberte : Lieber ein Schuss mit Schreck als ein Schritt ohne Schluss!
Textauszug aus Szene 11: Roberte :Endlich gelange ich zu meiner urwahren Zielbestimmung. Jacques : Ach was, du hast dich von irgendwelchen entzauberten Frustweibern aufscharfen und hochstacheln lassen. Die wollen dich vielleicht nur bespielen und abverbrauchen und über dich ihr Pleiteversagen verausgleichen. Haben sie dich tatwirklich dazu gebracht, dass du dich all deiner Pflichtverantwortung als Gebär-Mutter und Ehemagd von jetzt auf heute entledigst? – Ich habe mich immer für unser vereinigtes Partnerwerk verantwortlich gefühlt und für das Gedeihen unseres Nachwuchstums, wollte immer alles besonders vorzüglich anstellen. Roberte : Wer will das nicht? Das ist doch keinerlei Besonderlichkeit! Jacques : Und du? Kümmerst dich nur noch um dein urleibhaftes Erfüllungsglück? Wo ist deine schirmende Schutzhand über dem Aufstieg der Nachkommenschaft, unserem verschmolzenen Fleisch und Blut? Wo dein Gleichklang mit dem geschlagenen Jacques? War er nur ein Gebrauchsgegenstand zur vorübergehenden Sicherstellung deiner behaglichen Privatbefriedigung? Roberte : Als befreite Zeitgeistfrau muss ich mich selbst durchbehaupten … Jacques : Wegen guter Führung aus dem Ehebetrieb entlassen! Roberte : … mich selbst durchverwirklichen. Jacques : Ich war dir stets ein seelenguter, treu ergebener Vorbildgatte, aber dein stahlkaltes Ego hat es leider nicht aufbemerkt, nicht hochgewürdigt. Roberte : Auch andere Mannskerle sind standfest und kraftausdauernd, und dabei spannungsgeladen bis zum Platzen, übervoll mit Atem raubenden Reizen. Jacques : Hast du dich je bemühfleißigt, mich zu verstehen? Roberte : Selbst den eigensinnigen Selbstentwurf durchgründet man doch selber kaum! Jacques : Mit all meiner beklemmenden Sorgenlast lässt du mich jetzt allein zurück in meinem verödeten Lebensraum – Hauptsache, dir geht’s rosig erlesen! Roberte : Aus Untergangskrisen schwingt man sich gestärkt empor. Jacques : Spöttisch verhöhnst du Jacques auch noch? Er verspürt eine solch geile Heißgier, dich mal gründlich und tiefeindringlich durchzuprügeln, treffsicher totzuschlagen, zu lustmorden …(ergreift einen harten Gegenstand und geht drohend auf Roberte zu) Roberte : Willst du deinen bluteigenen Kindersegen zu verzweifelten Heimwaisen machen und ihnen einen heimtückischen, blutdürstigen Rachemörder als Vorbildvater zumuten? Jacques : (lenkt ein und lässt den Gegenstand sinken) Stimmt. Dann wär es schlussendlich aus mit uns, und die zielgerade Startbahn für Jacques’ Scheidung verblockt und verbaut. Auch braucht der Kinderchor seine abgemeldete Entzweiungsmutter noch. (Roberte lacht überlegen; Jacques ist wütend und verzweifelt) Ständig werde ich erpresst! Roberte : Wer das schwindelerrregende Wagnis eines Eheabenteuers eingeht, muss auch mit seinem Verscheitern rechnen!
Textauszug aus Szene 12: Roberte: Meine Süße, denk dir, morgen ziehe ich in meine neue Wohnung und melde mich um. Alle sollen es schnell erfahren. Kittykathy: Ich gratuliere dir. Roberte: Lauter helle Räume, Dauersonne, alles aus Karate-Marmor und Elfenbeinen, Türen aus Mahagonni, Ausblicke in blühende Gärten, ein ewiger Frühling … Und Jacques muss alles bezahlen. Kittykathy: Wie lang hättest du das schon haben können! Roberte: (klingelt mit Schlüsseln) Und hier die Schlüssel zum Himmel. Und ein Gott erwartet mich, ein schöner, gut gebauter, edler, zärtlicher – wie lang hab ich diesen Tag herbeigesehnt! Kittykathy: Oh, ich freu mich so für dich! (küsst sie) Roberte: Was wird Jacques sagen, wenn er die Wohnung plötzlich leer findet? Kittykathy: Er rechnet doch sicher täglich damit! Roberte: Wanne und Klo wird ich ihm lassen müssen, vielleicht auch die Türen und den Balkon! Kittykathy: Wenn er dich noch liebt, wird er nur das Beste für dich wollen und all deine Schritte verstehen. Liebt er dich nicht mehr, ist Trennung ohnehin das Beste für euch beide. Roberte: Hoffentlich kommt er alleine klar und tut sich nichts an! Kittykathy: Ist doch kein Kind mehr! Roberte: Große Dinge tun sich in meinem Leben. Alles ist so aufregend neu. Ich fühle mich wie frisch gekalbt. Kittykathy: Und jedes Mal, wenn du auf die Trümmer deiner Familie blickst, kannst du dir stolz und selbstbewusst sagen: „Das habe ich alles selber kaputtgemacht!“ Das gibt ein unheimlich gutes Gefühl! Roberte: Die Kinder ahnen noch nichts. Kittykathy, sag mir ehrlich, bin ich eine schlechte Mutter? Kittykathy: Ach was, eine nicht mit Gold aufzuwiegende, Maßstäbe setzende Vorbildmutter! Wenn doch nur alle Kinder solche Mustermütter …
Textauszug aus Szene 13: Roberte : Liebling, ich glaube, es ist schon seit Überlangem hochrangige Zeitlichkeit, dass wir schlussendlich mal die Geldverlegenheiten zwischen uns einrichten und aussteuern. Jacques : Wir werden uns bestimmt lösungseinig! Roberte : (als hätte sie es auswendig gelernt ; Jacques zunehmend perplexer) Du überweist mir jedmonatlich tausend Euro Unterhaltungsbeiträge für mich, fünfhundert für das Nachwuchstum, ausverkäuferst schnell unser hausheimliches Eigentor und zahlst mir die größere Hälfte vollzählig aus, sonst veranlasst meine Frauenanwältin - (schwärmerisch) so eine lebenskluge Wehrberaterin – (beiseite) mein verheißungsvoller Schutzgeist – (wieder laut) ungeahnt und unvorhersehbar eine ruckartige Zwangsversteigerung! Jacques: Melk doch deinen taufrischen Hofliebhaber, wenn du Zahlungsmittel für Unterhaltungsbeiträge herbeibenötigst; saug’s ihm genüsslich raus, lass dich aushalten! Jacques, dem du sein Goldrauschglück entziehst, hält es nicht aus, dass er bezahlen soll für nichts, und der Verehrer kriegt alles umsonst! Roberte: Den Hausvorrat überlässt du mir – schließlich entlaste ich dich durch Mitnahme des Kindersegens - und gibst mir die Überhälfte deiner Sparnisse und Notrücklegungen. Meine Rentenherausforderungen an dich verurkündet ohnehin mein Leibgericht. Jacques : (wie vom Donner gerührt) Ist das nicht unter deiner Edelwürde? Roberte : (unbeirrt) Darüberhinaus berechnen wir pro Tag 25 Euro für Baby aufwindeln, stilllegen und abverwickeln, 200 Euro für allwöchentlich anputzen, ausspülen, beikaufen, abbügeln, je 300 Euro für die immer wohlüberlegte, pflichttreue Aufbereitung von Familienfestspielen sowie eine Kompaktpauschale von 30.000 Euro für die Abnutzung meiner Verkehrsscheidewand – ja, soviel bin ich mir eben wert! Jacques : (fassungslos) Und meine aufragende Übermitwirkung im Haushinterhalt? Bei Kleinbabys Hegepflege? Als Jungvater war ich immer ganzheitlich einverspannt, hab mich immer vollumfänglich eingebracht, obwohl es mir oft bitterschwer fiel, habe all meine knappkarge Freigangzeit veropfert, auf Beglückungsfälle verzichtet, aller lustvollen Freudensprünge entsagt! Roberte : Dass ein Mannsbild seine ihn zärtlich liebende Nobelgattin mitunter geringfügig bei all ihrer erdrückenden Schwerarbeit unterstützt, ist doch wohl vollends selbstverständlich! Jacques : (wütend) Meiner Liebesgluten bist du überdrüssig ; sie stören dich auf, sind dir lästiges Ärgernis, und du hast sie in der nächstbest erreichbaren Sperrmülltonne entsorgt. Aber Jacques wird immerfort weiter entsaftet, zu unzähligen Eurotalern gemacht, die letzten Geldtropfen aus ihm herausgequetscht; Ehebruch muss sich doch Gewinn bringend lohnen …(ohrfeigt sie) Schämst du dich eigentlich gar nicht? Roberte : (jammert theatralisch) Polizei, Polizei, ich muss sofort ins Lazarett, mein Ehegatte zerschlägt mich, misshandelt mich grobschlächtig, hasst mich blind, will sich das Verscheitern seines Ehestandes nicht eingestehen … - Wie hässlich ist die Rache! – Schlacht mich doch mordtot, murks mich ab, unser Nachwuchstum wandert dann ins Waisenhaus, landet in der Gosse bei abschäumender Gesellschaft; du selber wirst behaftet mit Zuchtanstalten und verbringst die unwiederbringlich höchstbesten Jahreszeiten deines Daseins mit Straftätern, statt dir behände eine frischneue Eheliebste zu erjagen. (lacht höhnisch) Jacques : (erhebt die Hand zu einer zweiten Ohrfeige, hält dann aber inne ; spannungsgeladene Pause; Roberte tut, als wolle sie davonlaufen; Jacques nimmt sich zusammen und hält Roberte zurück) Entschuldige – Jacques vergaß kurzfristig, wie abhängig er von seiner abweisenden Gattin ist – völlig auf sie angewiesen und unbeschränkt erpressbar! Immer hübsch liebreizend und zuvorhöflich, ganz der hochherzige Edelritter - vielleicht wollen Frau Ehebrecherin ja doch die Gnade haben, geringfügigste Zugeständnisse zu machen bei Besuchsmaßregelung und Verteilungskämpfen. Oder am Ende gar noch zurücksegeln in den Kriegshafen der Eheverbundenheit?
Szene 14: Jacques: (mit Axt in der Hand; zu Roberte) Roberte, mein Kleines, denk dir, auch Jacques lebt jetzt authentisch, hasst dich wegen allem, was du ihm angetan hast, und zeigt das jetzt auch offen, ja, er verspürt einen starken Drang, dich totzuschlagen, spürt, dass er sich befreien muss von dir. Auch Jacques hat sich weiterentwickelt, und das in nur kurzer Zeit, alle Anerkennung, wir bewundern dich, Jacques, weiter so, weiter so, und nun setzt er ein mutiges Zeichen, allen Ehebrecherinnen zur Warnung, ihren betrogenen Partnern zum Vorbild, jawohl, er verhaxtstückt seine Roberte bei lebendigem Sünderleib! Ihr scharlachrotes Scharlatanblut will er fließen sehen, das ihn früher oft so wohlig gewärmt hat; es tut ihm leid, aber er kann nicht anders, diesen Luxus muss er sich in seiner Not jetzt einfach mal gönnen … Nur Mut, Jacques, du hast alle Gerechten auf deiner Seite! (stürzt beilschwingend auf Roberte los. Licht aus. Gellender Schrei Robertes)
Der vollständige Text des Stückes ist im Buchhandel erhältlich (Fouqué Literaturverlag Nr.6981, Frankfurter Verlagsgruppe, ISBN 978-3-86548-981-4).
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