Der in Bochum geborene und aufgewachsene Autor Willy W. Wolltähr kam früh mit dem Theater in Berührung, spielte schon als Schüler Hauptrollen bei Aufführungen in Schule und Kirchengemeinde, war mit 11 Jahren so sehr von einer Molière-Inszenierung (mit historischen Kostümen und in Alexandrinern) begeistert, dass er gleich ein knappes Dutzend weiterer Molière-Komödien las. Am Ende seiner Schulzeit sah er die großen Zadek-Inszenierungen am Bochumer Schauspielhaus; besonders König Lear beeindruckte ihn stark.
Auch im Rahmen seines Romanistik-Studiums beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit Bühnenwerken, am meisten mit denen von Ionesco und dem Absurden Theater: Die Widersprüche und Ungereimtheiten des Lebens, das Unter- und Unbewusste auf der Bühne thematisiert zu sehen, fasziniert ihn – jene geheimen Mechanismen des Lebens, die meist zu Katastrophen führen und nur selten zu einem glücklichen Schluss.
Anfangs schreibt er nur politische Stücke. Auslösender Impuls für das Schreiben ist meist eine starke Wut und Empörung über die Verhältnisse in Deutschland (Wiederaufrüstung der BRD, Fall der DDR) und in der Welt (Golfkrieg 1991, Nahostkonflikt). Später entstehen auch psychologische Stücke, die eher persönliche Erfahrungen zum Anlass haben (Mobbing am Arbeitsplatz, Rollenkonflikte junger Väter, Trennung und Scheidung), gehen aber weit über Biographisches hinaus.
Bevor er einen Handlungsplot für ein Stück entwirft, unterzieht er sich erst mal einem gründlichen Studium von Fachliteratur und Sachbüchern. Wichtig ist ihm, ein Problem von möglichst vielen Seiten zu beleuchten, einzelne Szenen zwar durchaus polemisch, aber die gesamte Thematik doch differenziert zu gestalten.
Seine letzten Stücke sind voller Neologismen, einer durchgeformten verfremdeten Kunstsprache, die im Sinne des Absurden Theaters das unter der Oberfläche Verborgene nach außen kehrt.
Das Fragmentarische, das dem zeitgenössischen Theater oft anhaftet, überzeugt ihn weniger; auf dramatische Spannungsbögen, Konflikte und Entwicklungen einer Art Handlung auf der Bühne mag er nicht verzichten. Trotzdem experimentieren all seine Stücke mit neuen dramatischen und sprachlichen Mitteln.
Drei seiner Stücke hat er in Bochum schon mehrfach mit Laiendarstellern öffentlich aufgeführt. Seit 1999 widmet er sich außerdem dem fremdsprachigen Schülertheater (Regiearbeit bei Stücken von Arrabal, Romain, Jarry, Ghelderode, Vian, Kundera sowie viermal Ionesco).
Bei der Frankfurter Buchmesse 2008 stellt er im Rahmen einer Autorenlesung sein neustes Stück „Befreiungsschlaganfall oder Sie wechselt den Partner“ vor.
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