Theater Voltaire
Nachbarn in Nahost
Commedia dell’arte
Die Mobbinghexe telefoniert
Dr. Chef und Herr Arsch
Die Mobbinghexe instruiert Herrn Arsch
Armer Herr Arsch!
Die Mobbinghexe schiebt den Rausländer ab
Die Mobbinghexe denunziert Herrn Arsch beim Chef
Königin und König
Das Nahost-Ensemble
König hofiert Königin
Firmus und Rasmus

Nachbarn neulich in Nahost oder Friedenskrieg ohne Kriegsfrieden
Tragische Farce
 


Das Stück experimentiert mit neuen Mitteln der Darstellung; es beleuchtet Teilaspekte des Nahostkonfliktes durch Vermischung unterschiedlicher dramatischer Gattungen (Kabarett, Ideentheater, absurdes Theater, Farce, Kasperltheater) sowie gegensätzlicher Sprachstile, in denen die Figuren untereinander kommunizieren, was den einzelnen Szenen einen scherenschnittähnlichen Charakter verleiht. Außerdem bedient sich der Text einer Reihe von Zitaten, einerseits aus politischer Propaganda der Palästinenser, andererseits aus nationalsozialistischen Propagandaliedern, die als solche im Text gekennzeichnet und collagemäßig in die Repliken der beiden verfeindeten Konfliktparteien eingearbeitet sind.
 


Die streng gegliederte Handlung des Stückes folgt vordergründig den Mechanismen des immer weiter eskalierenden Konfliktes und damit der sich immer weiter drehenden Spirale der Gewalt:: Jede Guerilla-Aktion der Unterdrückten liefert den Unterdrückern einen neuen willkommenen Vorwand für weitere Repressalien; beide Seiten greifen zu immer fragwürdigeren und brutaleren Mitteln, Konfliktlösung und Versöhnung rücken so in immer weitere Ferne, und genau das ist auch das Ziel der Besatzungsmacht, da Frieden ja letztlich Rückzug und Machtverlust bedeuten würde.
Die Ungeheuerlichkeit des Geschehens wird immer wieder durch die Figur der Königin hervorgehoben, die mit ihrer Herzenseinfalt, ihrem menschlichen Empfinden und ihrem gesunden (wenngleich begrenzten) Menschenverstand das im zynischen Machtstreben und militärischen Kalkül verhaftete Denken der männlichen Figuren entlarvt. Sie hilft dem Zuschauer bei dem Experiment, die blutigen Auseinandersetzungen zwischen einem Volk, das brutal unterdrückt, und einem andern, das unterdrückt wird und sich zu wehren versucht, als Stegreifkomödie zu betrachten.
 


Figuren:
•Der König, ein kaltblütig kalkulierender Machtmensch, skrupellos und menschenverachtend, dabei der Königin gegenüber durchaus zärtlich und charmant
•Die Königin, die menschlichste und einzig komische Figur, einerseits treuherzig und harmlos-naiv, enttarnt andererseits ständig (oft unfreiwillig) das nur in Machtstreben und taktischem Kalkül verhafteten Denken des Königs
Firmus (der Feste, Tüchtige), eifriger, gehorsamer Soldat, Kriegsminister und Diener in Einem – das Exekutivorgan des Königs
Rasmus (der Liebenswerte) kämpft mutig gegen die Unterdrücker, ist dabei selbstkritisch und ehrlich, weiß sich im Recht, glaubt jedoch immer weniger an Gewalt und Krieg als Mittel zur Erreichung von Frieden
Timotheus (der Gottesfürchtige) predigt als Chefideologe und Propagandaminister der Unterdrückten in pathetischem Ton Gewalt und heiligen Krieg als einzigen Weg zu Glück und Frieden



Textauszug (5. Szene):
Firmus
: Das Land gehört uns.
Rasmus: Das Land gehört UNS!
Firmus: Wir waren vor euch hier.
Rasmus: WIR waren vor euch hier.
Firmus: Wir werden dafür sorgen, dass ihr hier verschwindet.
Rasmus: Wir haben euch nichts getan.
Firmus: Für zwei ist hier kein Platz.
Rasmus: Wir werden kein Unrecht dulden.
Firmus: Wir sind bewaffnet.
Rasmus: Demonstrationen, Generalstreik.
Firmus: Wir bauen eine große Armee auf.
Rasmus: Wir eine Untergrundarmee und Terrororganisationen.
Firmus: Unsere Paramilitärs werden euch anpöbeln.
Rasmus: Unsere Bandenführer euch anrempeln.
Firmus: Stören.
Rasmus: Mit Steinen werfen.
Firmus: Mit Messern verletzen.
Rasmus: Anschießen.
Firmus: Töten.
Rasmus: Blutrache.
Firmus: Eure Leute finden bei uns keinen Job mehr.
Rasmus: Eure bei uns auch nicht.
Firmus: Am besten, ihr haut schnell ab.
Rasmus: Wir leben hier seit vielen Generationen.
Firmus: Sonst helfen wir nach.
Rasmus: Dies ist unsere Heimat.
Firmus: Nicht mehr lange. Wir metzeln Dorf um Dorf aus.
Rasmus: Wir sind tief in diesem Land verwurzelt.
Firmus: Dann geht es euch schlecht.
Rasmus: Wir haben das Recht.
Firmus: Das Land ...
Beide: ... gehört UNS
!